Am meisten berührt hat mich wohl der Beitrag von Martina Sochin-D’Elia. Die Autorin beschreibt am Beispiel von Anna – eine Frau Mitte zwanzig, die als Dienstmagd bei einem gewissen Eduard in Salez angestellt war – wie eine Schwangerschaft im 19. Jahrhundert als aussichtsloser Unglücksfall gelten konnte. Nämlich dann beispielsweise, wenn eine Frau unehelich schwanger wurde und was – sei es aus Verzweiflung, aus Not oder aus Zwang – nicht selten mit einem Kindsmordfall endete. Die Autorin wertet für ihr Forschungsprojekt «Fehl- und Totgeburten der Region St. Gallen, Liechtenstein und Vorarlberg» die Quellen dazu erstmals systematisch aus. Daraus ist dieser Beitrag entstanden. Diese Geschichte hat mich vor allem berührt, weil es einfach eine von vielen ähnlichen solchen Geschichten ist. Das war die Realität und auch heute kann eine ungewollte Schwangerschaft Frauen manchmal noch immer zu Verzweiflungstaten bringen und in Ländern, in welchen ein Schwangerschaftsabbruch verboten ist, zu Straftäterinnen machen.
Uns war es wichtig mit dem Buch ein möglichst vielschichtiges Bild zum Frauenfokus zu geben. Das war bei der Planung nicht ganz einfach, da es ja immer einen einigermassen deutlichen Bezug zur Region Werdenberg haben muss. So haben wir uns darauf geeinigt, dass das Augenmerk darauf gerichtet sein soll, wie sich die Frauen im Werdenberg immer wieder ihren Platz in der Gesellschaft bzw. in der Öffentlichkeit erkämpft haben. Das zeigt sich im Einstiegsartikel von Heini Schwendener über die Stimm- und Wahlrechtsabstimmungskämpfe, aber es zeigt sich eben auch in vielen weiteren Beiträgen, wie sich Frauen sozial, künstlerisch oder wirtschaftlich immer schon in die Gesellschaft einbrachten, obwohl sie politisch lange keine Stimme und kein Gesicht hatten.
Das kann ich so pauschal nicht beantworten, was ich aber aus persönlicher Erfahrung sagen kann ist, dass es auch heute für eine Frau eine Herausforderung ist, wenn sie Familie, Arbeit/Karriere und eventuell noch Freizeit unter einen Hut bringen möchte bzw. muss. Obwohl sich die Rollenbilder geändert haben und vielen Männer immer mehr einen Teil im Haushalt und in der Kinderbetreuung übernehmen, ist die Realität dann oft doch nicht so gut zu bewältigen wie man sich das gedacht hat. Und vielleicht ist auch das immer noch ein Grund, wieso es beispielweise im Werdenberg immer noch viel weniger Frauen als Männer in politischen Ämtern hat.
Da möchte ich ungern irgenwelche Namen nennen, denn wie ich schon in der zweiten Frage ausgeführt habe, benötigte es alle Frauen in unserer Gesellschaft und jede hat irgendwie ihren Teil dazu beigetragen. Und das zeigt das Werdenberger Jahrbuch 2021 eben sehr schön auf. So gibt es kurze Porträts über ganz unterschiedliche Werdenbergerinnen wie zum Beispiel über Annamarie Meier-Joos oder Emma Dürr, die Frau auf dem Titelbild. Der Beitrag «Die Frauen vom Bahnhof Buchs» zeigt, wie sich Frauen zusammenschlossen, um Kriegsbetroffenen zu helfen. Ein weiterer Text beschäftigt sich mit Gastwirtinnen, die in ihren Betrieben eine wichtige Rolle einnahmen. Auch ein kurzer Text über die Entstehung der Frauenmannschaft beim FC Buchs findet sich im Buch. Alle diese Frauengeschichten und noch einige hier unerwähnte haben diese Region geprägt und geformt.
Das Thema möchte ich noch nicht erwähnen, es soll ja noch ein bisschen spannend bleiben. Aber was ich sagen kann, ist, dass es etwas ganz anderes sein wird als das Frauenthema, «technischer», aber nicht weniger vielschichtig und spannend – und es betrifft uns alle bzw. haben wir alle täglich damit zu tun. Es ist jetzt alles aufgegleist und alle Autorinnen und Autoren sind gefunden, die Beiträge fixiert. Nun sollten eigentlich alle Beteiligten bei der Arbeit sein und die Redaktion erwartet dann die Manuskripte Ende April. Dann muss auch schon das Titelbild festgelegt werden und die Korrekturphase geht los. Bis alles so steht, wie es muss, vergehen die Sommermonate und es gehen einige Daten und Mails zwischen Redaktion und Verlag hin und her. Ende September geht das Buch dann in den Druck, um Anfang November in den Läden zu stehen.