Das Schellen der Kuhglocken hört man schon von weitem. Von überall her kommen Menschen – jung, alt, mit oder ohne Trachtenmode. Am Strassenrand stehen neugierig kleine Mädchen im Dirndl; Buben mit Sennenhüten spielen mit Holzstecken. „Wir freuen uns auf die Kühe“, verraten sie. In der Luft liegt der Duft nach gegrillter Wurst. Ein Ehepaar in Jeans und Edelweisshemd setzt sich gerade auf eine Festbank. Es erzählt, dass es jedes Jahr wieder gerne vom Rorschacherberg nach Mels kommt, um die Alpabfahrt mitzuerleben: „Die Alpabfahrt in Mels hat einfach Tradition – sie ist urchig, gemütlich, schön!“. Das Paar empfindet diesen traditionellen Anlass gerade in der heutigen, hektischen Zeit als wunderbar, um abschalten und zu seinen Wurzeln zurückkehren zu können. Das Gespräch wird von einer Durchsage unterbrochen: Der langjährige Speaker Thomas Ackermann, besser bekannt unter Dorothe, kündigt die Ankunft der Kühe via Lautsprecher an. Action!
Vom Weisstannental her kommen dutzende Kühe mit grossen Schellen um den Hals. Auf dem Kopf tragen sie einen imposanten, bunten Blumenschmuck. Das Schellen der Glocken übertönt das Geplauder der Leute, der Geruch von Vieh und Kuhfladen vermischt sich mit dem Duft der Grillwürste. Getrieben werden die Kühe stolz vom Alppersonal. Das sind Frauen und Männer, Hirten und Sennen mit ihren Familien, darunter auch Mädchen und Buben. Unter den Zuschauern am Strassenrand befinden sich auch die Betreiber von Melser Restaurants und Bars, in den Händen Tabletts voll mit Weinbecher. „Sie schenken dem Alppersonal zum Dank ihrer geleisteten Arbeit Wein aus“, erklärt Dorothe. Auch der Kopfschmuck der Tiere, die sogenannten Blumentschäppeln, seien ein Zeichen der Wertschätzung. Die Bäuerinnen, Landfrauen und weitere Helfer fertigen den Schmuck jeweils am Abend vor der Alpabfahrt aus frischen Blumen an. Sie zeigen damit ihre Dankbarkeit für die Arbeit auf der Alp, dem Betreuen der Tiere und dem Herstellen der Alpprodukte wie Käse und Butter.
Höhepunkt der Alpabfahrt ist das Eintreffen am Dorfbrunnen in Mels. Die Tiere rasten einen Moment und trinken einen Schluck Wasser, bevor sie in den heimischen Stall zurückkehren. Hunderte Besucher versammeln sich um den Dorfbrunnen und halten die eindrückliche, nicht alltägliche Szene mit dem Handy fest. Nach wenigen Minuten ist das Spektakel vorbei. Die Besuchermasse trennt sich wieder, damit die Kühe weiterziehen können. Das Volksfest ist aber noch lange nicht zu Ende: An diesem Samstag vor dem eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag stehen noch neun weitere Alpabfahrten auf dem Programm. „Keine andere Gemeinde in der Schweiz besitzt so viele Alpen wie Mels, dementsprechend einzigartig ist es, dass man so viele Alpabfahrten auf einem Platz miterleben kann“, erklärt Speaker Thomas Ackermann. Er verteilt am Infostand von Mels Tourismus die Datenblätter der Alpen, die neu auch online unter diesem Link einsehbar sind.
Bis die Tiere der nächsten Alp eintreffen, verweilen sich die Besucher an den Marktständen der Melser Vereine. Dort gibt es neben Essen und Trinken auch Ballone und Trachtenkleidung für Kinder. Besonders beliebt ist der Stand der Melser Bäuerinnen und Landfrauen. Sie verkaufen direkt vor Ort Käse und andere Produkte, die im Sommer auf den Alpen hergestellt wurden. „Die Alpabfahrt in Mels eignet sich wunderbar als Familienausflug - nicht nur für Externe, sondern auch für Einheimische.“ Das sagen die Gebrüder Ackermann aus Mels, die gemeinsam mit ihren Frauen und Kindern vor Ort sind. Sie geniessen es, viele bekannte Gesichter zu treffen, gemeinsam zu essen und den Kindern das Brauchtum näher zu bringen.
Alle Informationen über die traditionelle Alpabfahrt in Mels findest du auf der Internetseite von Mels Tourismus.