Wie haben Sie die erste Ausgabe der ReparierBar empfunden?
Wir waren hoch erfreut darüber, wie gut die ReparierBar bei der Eröffnung angekommen ist. Über 40 Leute haben die unterschiedlichsten Gegenstände zum Reparieren gebracht. Trotzdem waren wir nicht in allen Bereichen voll ausgelastet. Holzprodukte, Textilien und Velos hätten es durchaus noch mehr sein können.
Was wird geflickt, was nicht?
Unser Team besteht aus pensionierten Handwerkskräften und Helfenden. Wir reparieren Gegenstände und Geräte im Bereich Elektronik, Elektrik, Mechanik/Metall, Holz, Textilien und Velos. Wir können viel, aber nicht alles! Und sollten wir etwas nicht können, verweisen wir gerne auf entsprechende Fachspezialisten. Wir konkurrenzieren den Fachhandel nicht – im Gegenteil, wir arbeiten sogar mit Spezialisten zusammen, wenn es zum Beispiel um die Beschaffung von Ersatzteilen und Verbrauchsmaterial geht. Was wir nicht flicken? Das ist schwierig zu sagen. Wir führen nur Kleinreparaturen durch. Darum nehmen wir keine grossen Gegenstände wie zum Beispiel Fernseher, Kühlschranke, etc. an. Manchmal liegt es nur an einer Schraube… trotzdem wollen wir keine falschen Erwartungen erwecken.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Werkstätte mit Seniorinnen und Senioren zu gründen?
Es gibt in der Schweiz - unter anderem auch im Werdenberg - ähnliche Projekte, bei denen Alltagsgegenstände repariert werden. Mir persönlich ist es ein Dorn im Auge, dass in unserer Gesellschaft so viele Dinge einfach achtlos weggeworfen werden. Daher unser Motto: Flicken statt wegwerfen! Ich habe das Projekt mit Seniorinnen und Senioren umgesetzt, weil bei pensionierten Menschen oft sehr viel Potenzial brach liegt. Das weiss ich nicht nur, weil ich selbst ein älteres Semester bin, sondern auch durch meine Funktion als Präsident der Stiftung Altersarbeit im Bezirk Sargans, Mitbegründer des kantonalen Seniorenrates und langjähriges Vorstandsmitglied der Alterswohnungen Wangs.
In diesem Fall verfolgen Sie mehrere Ziele?
Genau, einerseits geht es darum, möglichst viele Alltags- und Haushaltgegenstände zu reparieren anstatt sie wegzuwerfen. Andererseits möchte ich aufzuzeigen, dass auch Menschen nach ihrer Pension einen wertvollen Dienst für die Gesellschaft leisten können. Es ist bewiesen, dass ältere Menschen zufriedener sind und länger gesund bleiben, wenn sie spüren, dass sie gebraucht werden. Eigentlich habe ich noch ein weiteres Ziel, nämlich einen Treffpunkt für Jung und Alt zu schaffen. Dafür haben wir ein Kaffestübli geplant. Dieses können wir leider wegen der aktuellen Corona-Pandemie noch nicht öffnen.
Das war sicher mühsam, die ReparierBar mitten in einer Pandemie zu eröffnen?
Ja, wir mussten die Eröffnung wegen Corona mehrfach verschieben. Das hat viel Geduld gebraucht und ehrlich gesagt auch viel Nerven gekostet. Wir waren sehr froh, als wir die Reparier-Bar im März endlich eröffnen durften, wenn auch nur in reduzierter Form und unter Berücksichtigung von strengen Schutzmassnahmen. Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich sehr schnell bestqualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker gefunden habe, die mit Elan und Begeisterung mitmachen.
Wie finanzieren Sie die ReparierBar?
Der Aufwand eines solches Projekts darf nicht unterschätzt werden. Für den Start haben uns die Gemeinden Bad Ragaz, Mels, Sargans, Vilters-Wangs finanziell unterstützt. Ausserdem haben wir Geld von Privaten, Stiftungen und allen Serviceclubs der Region erhalten. Wir brauchen regelmässig neue Werkzeuge und Verbrauchsmaterial sowie Versicherungen und Werbung. Wir sind also auf Spenden angewiesen, auch wenn wir kein Geld für die Reparaturen verlangen. Wir selbst arbeiten alle ehrenamtlich. Das heisst, wir erhalten kein Geld. Unser Lohn ist das Strahlen der Menschen, wenn sie sehen, dass wir ihr Herzstück flicken konnten. Und, wenn die Kunden nach ihrem Ermessen etwas für die Reparatur spenden möchten, sind wir auch nicht böse (lacht).